Überlingen: Ein Pulli aus Hundehaar? - Das gibt‘s tatsächlich! | SÜDKURIER

2023-02-22 16:53:32 By : Ms. Jena Chen

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Barbara Lorenzer empfängt uns im Hundepullunder. Und in Hundestulpen – alles in meliertem Braunton. Sie besitzt auch eine Hundestola. Und einen flauschigen, cremeweißen Hundeschal. Alles selbst gestrickt.

Herhalten für derlei exotische Kleidung muss ihr Hund Ecco, ein Eurasier. Ein ganzes Jahr lang sammelt die Überlinger Restauratorin dessen Unterwolle, um Material für einen Pulli zusammenzubekommen. Die wandert dann in einen Weidenkorb, der sich langsam füllt. „Vor allem zum Fellwechsel fällt einiges an“, sagt Lorenzer.

Ist der Korb voll, kardiert sie die lose Wolle, setzt sich an ihr altes Spinnrad und lässt meterweise feine Strickwolle entstehen. „Sie ist nicht ganz so reißfest, aber das liegt vielleicht an meinen begrenzten Fertigkeiten.“ Denn das Ganze hat sie sich selbst beigebracht. An langen Winterabenden wird daraus dann ein warmer Hundepulli. „Der hält wirklich sehr warm“, schwärmt Lorenzer, „ähnlich wie einer aus Alpaka-Wolle.“ Mit seinen feinen Härchen ähnelt er auch einem Alpaka-Pulli. Und beim Drüberstreichen ist er erstaunlich flauschig. „Aber auf der Haut kratzt er“, verrät Lorenzer. Und nach Hund riecht er eigentlich auch gar nicht. „Höchstens ein klein wenig, wenn er nass wird“, sagt sie. Klar, Kaschmirpullis riechen ja auch nicht nach Ziege.

Und wo trägt man ein solch außergewöhnliches Gewand? „Vorzugsweise in der Kirche“, schmunzelt sie. Allerdings nicht zum Sonntagsgottesdienst, sondern zum Arbeiten. Denn Barbara Lorenzer und ihr Mann Markus Heberle restaurieren Kirchengemälde. „Wenn man den ganzen Tag in einer kalten Kirche arbeitet, ist so ein Pulli Gold wert“, schwärmt sie.

Wenig später kommt ihr Mann herein – ebenfalls im Hunde-Pullunder. Den hat er gerade versehentlich mit dem Bunsenbrenner angesengt. Doch man sieht es kaum. Die Hundepullis scheinen also auch noch feuerhemmend zu sein. „Im Campus Galli würden wir damit gar nicht groß auffallen“, scherzt Markus Heberle. Kürzlich hat Barbara Lorenzer auch ein Hundekissen für den Corgi ihrer Schwägerin gestrickt. „Damit sich die beiden besser aneinander gewöhnen können.“ Und woher kommt der schicke weiße Schal? Ecco ist ja braun. „Von einem Samojeden“, dem nordischen Rassehund einer Bekannten. Mit der tausche sie manchmal Wolle, sagt Barbara Lorenzer.

Wer nun denkt, Pullis aus Hundewolle zu stricken, sei ein wenig verrückte Spinnerei, der irrt. Weltweit werden Hundepullis gestrickt. Hierzulande gibt es sogar erste Start-up-Unternehmen, die das Ganze im großen Stil aufziehen wollen. „Manch ein Hundepulli wird für mehrere hundert Euro verkauft“, weiß Lorenzer.

Waschen muss man Hundepullis übrigens kaum. „Hundewolle ist ähnlich selbstreinigend wie Schafwolle.“ Nur ab und an werden die guten Stücke von Hand gewaschen, mit Naturseife und etwas Olivenöl.

Dieser Tage sind die Hundepullis im Dauereinsatz. Denn Lorenzer und Heberle arbeiten gerade in der Basilika in Weingarten, haben dort kürzlich die Kanzel restauriert. Anschließend geht es in die Kirche von Hohenbodman. Auch in Überlingen ist die promovierte Restauratorin immer wieder zugange. Zuletzt hat sie das Bild einer schmerzensreichen Madonna restauriert, das vermutlich 100 Jahre lang zusammengerollt auf einem Dachboden lag. Es ist nun in der Kirche St. Jodok zu sehen.

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