Keywaa: Hammer Unternehmer erfindet batterieloses System zum Wiederfinden von Dingen

2023-02-22 17:34:10 By : Ms. Cherry Chen

Schlüssel weg, Portemonnaie verschwunden, das Haustier ist weggelaufen oder Koffer im Urlaub nicht angekommen? Ein Hammer hat dafür jetzt ein nützliches Produkt erfunden.

Heessen – Der Verlust von materiell oder ideell wertvolleren Dingen ist ärgerlich und zieht eine aufwendige und oft nicht allzu erfolgreiche Suche nach sich. Bei diesem Problem möchte Thorsten Reimann aus Hamm mit seinem neuen System „keywaa“ Abhilfe schaffen. Das setzt im Gegensatz zu anderem Produkten auf dem Markt, wie man sie beispielsweise vom Handy kennt, nicht auf ein Ortungssystem und Akku, sondern auf einen QR-Code auf einem kleinen Anhänger oder Sticker – und auf ehrliche Finder. Außerdem soll seine Erfindung auf Dauer mehr Möglichkeiten bieten als ein einfaches „Lost and Found“ (Verlieren und wiederfinden). Reimann ist längst nicht der erste Hammer, der ein Patent anmeldet.

„Wir verbinden analoge Dinge über einen QR-Code oder eine ID mit digitalen Prozessen“, sagt Reimann, der mit seiner Firma „Reimedia“, zwei weiteren Mitarbeitern und zwei Auszubildenden an der Amtsstraße am Heessener Markt Softwareentwicklung und Webdesign für Unternehmer anbietet. Als erstes „keywaa“-Produkt ist er im vergangenen Oktober mit einem kleinen, leichten Anhänger für knapp unter zehn Euro auf den Markt gegangen. Dieser kann an seine wichtigen Gegenstände oder eben an Haustieren befestigt werden kann. Auch Aufklebe-Sticker (sogar gratis zum Selbst-Ausdrucken) sind online erhältlich. Weitere laufende Kosten entstehen nicht.

Der Anhänger aus Kunststoff verknüpft einen QR-Code mit einer eindeutig zugeordneten Identifikationsnummer (ID). Dazu steht „Gefunden? Besitzer kontaktieren“ auch in englischer Sprache darauf. Der Aufdruck ist wetterfest, UV-geschützt und auch Kratzer und Chemikalien sollen der Lesbarkeit nichts anhaben können, verspricht Reimann.

Sollte der Schlüssel verloren gehen, kann der Finder den Code mit dem Handy einscannen. Dann öffnet sich ein Fenster, über das dem Besitzer eine Nachricht geschickt werden kann. So treten beide Seiten ohne einen Mittelsmann miteinander in Kontakt. „Keywaa“ stellt dafür die Plattform und kümmert sich um den Datenschutz. Das Ganze läuft anonym ab, weil der Finder zunächst nichts über den Besitzer, der sich zuvor mit seiner ID bei „keywaa“ registriert hat, erfährt und andersherum. So kann ein nicht so ehrlicher Schlüssel-Finder nicht auf einmal vor der Haustür stehen ...

Reimann setzt dabei im Gegensatz zu seinen Mitkonkurrenten auf ein stromfreies System, da er keine Ortung verwendet wie beispielsweise der Airtag von Apple, der über Bluetooth und die anderen Handy-Nutzer funktioniert. „Keywaa“ baut dagegen auf die Ehrlichkeit der Finder – und die hat er ganz pragmatisch erprobt.

Er und seine Mitarbeiter haben in einem Test 100 Schlüssel mit daran befestigtem Anhänger „verloren“. „Wir haben 75 Prozent davon innerhalb von 48 Stunden zurückbekommen“, sagt er über den Feldversuch. Seiner Ansicht nach ein Beweis, dass System und Bedienfreundlichkeit funktionieren. Keywaa verfügt dafür auch über 16 Sprachen, „um in erster Linie alle Menschen in Deutschland in ihrer Muttersprache abzuholen“, so Reimann. Die Idee, über die Grenzen hinaus Märkte zu erschließen, existiert, noch sind dazu aber diverse Hürden zu überspringen.

Zumindest zwei blinde Flecke bleiben jedoch: Der verloren gegangene Gegenstand muss aufgrund der fehlenden Ortung natürlich überhaupt gefunden werden, ein Verlust beispielsweise mitten im Wald wäre schlecht. Zudem hängt das System natürlich von der Ehrlichkeit und dem Engagement der Finder ab. „Es gibt keine Garantie, aber die Chance ist wesentlich höher, seine Sachen wiederzubekommen“, so Reimann.

Kunden hat er seit dem Startschuss schon deutschlandweit gewonnen, nun geht es darum, „keywaa“ weiter zu vermarkten. Im Handel sind die Anhänger bei „EP Raschka“ als Erstes ab sofort zu erwerben, zu weiteren Geschäftsleute in Hamm soll Kontakt hergestellt werden. Eine neue Mitarbeiterin für Marketing und Vertrieb ist derzeit eingestellt. Reimann träumt zudem davon, dass irgendwann ein großes Industrie-Unternehmen zum Beispiel aus der Reisebranche „keywaa“ direkt in Koffer, Rucksäcke oder Taschen integriert. Doch er weiß, dass das ein steiniger Weg mit viel Überzeugungsarbeit wird.

Derweil versucht er, weitere Projekte mit seinem System umzusetzen und sich breiter aufzustellen. Gespräche mit Firmen laufen. Mit der Software, die hinter QR-Code steckt, kann schließlich auch andere Informationen einer Dienstleistung hinterlegt, direkt zu einer Bezahlfunktion zum Beispiel bei E-Ladestationen weitergeleitet oder auch zeitlich limitierte Tickets auf das Handy geladen werden. „Die Multifunktionalität des Codes, das ist die Innovation“, sagt Reimann, der hofft, eine Lücke im Markt gefunden zu haben.